Lithium – der Hype geht weiter

Lithium ist unverzichtbar für moderne Akkus, die in Elektrofahrzeugen verbaut werden. Außerdem ist Lithium ein wesentlicher Bestandteil für einige Spezialgläser und Glaskeramiken. Dr. Jan Hochdörffer, Leiter Strategy and Business Development der Business Unit Home Tech bei SCHOTT, über aktuelle Entwicklungen und Konsequenzen für Anwender und Kunden.
Dr. Jan Hochdörffer, Leiter Strategy and Business Development der Business Unit Home Tech bei SCHOTT

Dr. Jan Hochdörffer ist Leiter Strategy and Business Development der Business Unit Home Tech bei SCHOTT.

Warum ist Lithium so begehrt?

Lithium ist ein unverzichtbarer Wegbereiter für die auf erneuerbare Energie basierende Mobilität, da es in Lithium-Ionen-Batterien von Elektrofahrzeugen und tragbaren Geräten Anwendung findet. Hohe Markterwartungen, insbesondere für die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen, haben das Alkalimetall zu einem der begehrtesten Rohstoffe gemacht.

 

Welche Industrien sind von der Entwicklung betroffen?

Diese Tatsache setzt verschiedene Industrien unter Druck, vor allem solche, die Lithium schon seit langem verwenden. Laut Roskill materials supply chain intelligence ist die Herstellung von Glas, Glaskeramik und Keramik die zweitgrößte lithiumverarbeitende Branche mit einem Anteil am Gesamtbedarf von ca. 22 Prozent – hinter dem Spitzenreiter Akku-Batterien mit rund 54 Prozent in 2019. Deren Anteil hat von 2016 bis 2019 um 17 Prozentpunkte stark zugenommen,  auf Kosten aller anderen Anwendungen.

 

Warum wird Lithium in der Glasproduktion benötigt?

Lithium ist ein wesentlicher Bestandteil in jeder Glaskeramik. Technisch gesehen ist der Lithiumbestandteil verantwortlich für die Nullausdehnung der Produkte, die den Einsatz in hohen Temperaturbereichen ohne Spannungsbruch ermöglichen. Diese zentralen Eigenschaften nutzen wir für viele unserer Produkte: von CERAN® Glaskeramik-Kochflächen und ROBAX® Feuersichtscheiben über Teleskopspiegelträger aus ZERODUR® Glaskeramik bis hin zu PYRAN® Brandschutzgläsern und NEXTREMA® für technische Applikationen. Wir benötigen dabei vom Markt eine besonders hohe Qualität der Lithium-Vorprodukte. Durch den hohen Anteil und die hohe Wertigkeit bestimmt der Lithium-Preis maßgeblich die Gemengekosten aller Glaskeramikprodukte.

 

Wie sieht die aktuelle Marktsituation aus?

Das globale Lithium-Angebot wird derzeit von einer Handvoll Bergbauunternehmen in den Abbaugebieten Australien und Chile beherrscht, die etwa 70 Prozent der weltweiten Förderung verantworten. Die Preise für die beiden gängigsten Vormaterialformen, Lithiumcarbonat und Lithiumhydroxid, haben sich von Anfang 2016 bis Anfang 2019 verdoppelt und sind seitdem sehr volatil. Es wird erwartet, dass sich die globale Lithiumnachfrage durch die verstärkte Nachfrage nach Elektrofahrzeugen von 2020 bis 2025 verdreifachen wird.

Die Produktionskapazitäten für geförderte und veredelte Lithiumprodukte müssen weiter ausgebaut werden, um mit dem Nachfragewachstum durch Batterieanwendungen Schritt zu halten. Die in der Pipeline befindlichen Kapazitäten scheinen ausreichend zu sein, um dieses Nachfragewachstum zu befriedigen; allerdings erfordert die Inbetriebnahme neuer Kapazitäten beträchtliche Finanzierungsumfänge und somit höhere Lithiumpreise.

Grafik: Verwendungsgebiete von Lithium

Der Anteil der Lithium-Nachfrage bei Akku-Batterieanwendungen ist von 2016 bis 2019 stark gestiegen, auf Kosten aller anderen Anwendungen, einschließlich Glas, Glaskeramik und Keramik.

Was bedeutet das für traditionelle Anwender?

Da Batterieanwendungen für Elektrofahrzeuge ihre Dominanz bei der Lithiumnachfrage weiter ausbauen, wird erwartet, dass sich der Versorgungsmarkt stärker auf die Bereitstellung von Lithiumqualitäten für solche Anwendungen konzentrieren wird. Die Marktsituation für spezielle Lithiumträger, die in traditionellen Anwendungen – insbesondere in der Keramik-, Glas-, Glaskeramik- und Keramikindustrie – eingesetzt werden, könnte aufgrund ihrer spezifischen Anforderungen an die Lithiumqualität angespannt bleiben. Höhere Lithiumpreise werden voraussichtlich zu Preissteigerungen bei entsprechenden Produkten führen – und leider bietet das Periodensystem der Elemente keinen Ersatz für Lithium.

Quellen:

USGS – Mineral Commodity Summaries 2021, Seite 99

Fastmarkets – Commodities, industrial materials, lithium, 11.06.2021

Green car congress – Roskill: Rising prices could be new norm for lithium industry, 04.02.2021

 

08. Juli 2021

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