Noch viele Jahre auf Sendung
Noch viele Jahre auf Sendung
Ein internationales Symposium bei SCHOTT, Europas größtem Fernsehglas-Hersteller,
befasste sich mit der gar nicht so ungewissen Zukunft der schon häufig totgesagten
Kathodenstrahlröhre.
Ob und wann die Erfindung Karl Ferdinand Brauns in Anbetracht der mittlerweile weit genug entwickelten Flachbildschirme mit Techniken wie Flüssigkristall-, Plasma- und Polymerdisplays tatsächlich überflüssig werden wird, thematisierte eine Veranstaltung mit 120 Kunden, Wettbewerbern und Gästen aus Japan, Südostasien, den USA und Europa bei SCHOTT in Mainz. Gemessen an der weltweit verfügbaren Produktionskapazität bei Kathodenstrahlröhren waren über 85% aller Hersteller vertreten, bezogen auf die tatsächliche CRT-Tonnage, repräsentierte das Symposium 95% des weltweiten Glas-Marktes. Vier hochkarätige Gastredner analysierten Trends, den Stand der Fernsehgeräte- und Röhrentechnik sowie die Rolle des Industriedesigns.
Ob und wann die Erfindung Karl Ferdinand Brauns in Anbetracht der mittlerweile weit genug entwickelten Flachbildschirme mit Techniken wie Flüssigkristall-, Plasma- und Polymerdisplays tatsächlich überflüssig werden wird, thematisierte eine Veranstaltung mit 120 Kunden, Wettbewerbern und Gästen aus Japan, Südostasien, den USA und Europa bei SCHOTT in Mainz. Gemessen an der weltweit verfügbaren Produktionskapazität bei Kathodenstrahlröhren waren über 85% aller Hersteller vertreten, bezogen auf die tatsächliche CRT-Tonnage, repräsentierte das Symposium 95% des weltweiten Glas-Marktes. Vier hochkarätige Gastredner analysierten Trends, den Stand der Fernsehgeräte- und Röhrentechnik sowie die Rolle des Industriedesigns.

Dr. Udo Ungeheuer, SCHOTT GLAS
Solide Basis
„Entgegen zahlreicher Prognosen ist die Kathodenstrahlröhre in ihrer Marktposition
gefestigt und noch immer erfolgreicher als gegenwärtige Alternativen“, erklärte
SCHOTT-Vorstand Dr. Udo Ungeheuer in seiner Begrüßungsrede. Die Perspektiven für
die nächsten 10 bis 15 Jahre seien gut, allerdings mit härterem Preiswettbewerb
verbunden. Die CRT-Produzenten – und SCHOTT als Lieferant von Bildschirmen und
Trichtern – müssten kostenbewusst agieren, ihre Fertigungstechnologie ständig
optimieren und Innovationen realisieren, die größeren Kunden-Nutzen bringen. Die
Bildröhren-Industrie habe eine solide Basis: Mit Engagements in China, Mexiko und
Osteuropa wurden Schritte eingeleitet, um neue Märkte zu beliefern und
wettbewerbsfähig zu bleiben.

Wolfgang Class, Grundig
TV als Schnittstelle
Für Grundig-Marketing-Direktor Wolfgang Clas ist klar, dass dem „Net-TV“ die
Zukunft gehört. Der konventionelle Fernseher werde immer mehr zur Schnittstelle in
der Multimedia-Welt. Zwar gingen die Meinungen auseinander, ob das TV-Gerät dem
PC als Arbeitsmittel wirklich Konkurrenz machen kann. Aber Surfen im Internet oder
Online-Banking sei künftig auch per „Mattscheibe“ möglich. Die Firmen in der
Unterhaltungselektronik jedenfalls setzen große Hoffnungen in die sog. „Multimedia
Home Platform“. Die CRT, so Clas, befinde sich in einer „Sandwich-Position“
zwischen Plasma- und LCD-Displays: Die bislang sehr teure
Plasma-Displaytechnologie werde sich jedoch in den nächsten fünf Jahren noch
nicht entscheidend durchsetzen, die LCD-Technologie halte zunächst Einzug in
Workstations in den Büros: Clas: „Ich stimme also zu: Die CRT wird bestimmt noch
zehn Jahre zum Einsatz kommen“.

Dr. Joseph A. Castellano, Stanford Resources
Dr. Joseph A. Castellano, Präsident des führenden amerikanischen
Display-Marktforschungsunternehmens Stanford Resources Inc., geht sogar davon
aus, dass die Braunsche Röhre auch noch im Jahr 2020 Verwendung findet –
wenngleich die Stückzahlen rückläufig sein werden. Noch wächst die Zahl der
CRT-Einheiten: von 275 Millionen 1999 auf 289 Mio. in 2000 und auf 349 Mio. im Jahr
2005. Stanford Resources schätzt, dass das gegenwärtige weltweite
CRT-Marktvolumen wertmäßig weiter – wenn auch nicht ganz so stark – zulegt.
Größter Absatzmarkt seien fernöstliche Länder, gefolgt von Nordamerika, Europa
und Japan. Dr. Castellano sieht die Wandlung vom „Pantoffelkino“ zum Heimkino mit
Breitbild und Surround-Sound nicht vor 2010.
Gewicht und Design entscheidend
Der für die CRT-Entwicklung verantwortliche und in internationalen Display-Gremien
tätige Sony-Manager Makoto Maeda sprach sich für eine Gewichtsreduzierung aus –
dann erlebe die Kathodenstrahlröhre noch einige blühende Jahre.

Makoto Maeda, Sony
Der Trend gehe zu
großen Diagonalen (27 bis 36 inch), noch höher auflösenden Bildschirmen und
Flachbildschirmen; Sony verkaufe seit 1999 zu 80% „Flat Screens“. Und auch die
Ärades Digital-TV sei nicht aufzuhalten. Der CRT, so Maeda, stehe damit weiteres
kontinuierliches Wachstum bevor.
Gastredner Prof. Dieter Rams, einer der bekanntesten deutschen Industriedesigner, war zuletzt im Vorstand Braun AG für Design verantwortlich. In seinen Ausführungen thematisierte er die Bedeutung und Perspektiven von Design im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kontext. Aufgrund der rasanten ökonomischen Entwicklung mit ihren ökologischen Konsequenzen habe das Produktdesign neue Qualität und Verantwortung erhalten. Der Designer fungiere deshalb immer mehr als „Gestalt-Ingenieur“. Prof. Rams plädierte für die Vision einer menschlichen Produktkultur, einer Produktphilosophie des „weniger, aber besser, zurück zur Einfachheit und dem Wesentlichen“.
Gastredner Prof. Dieter Rams, einer der bekanntesten deutschen Industriedesigner, war zuletzt im Vorstand Braun AG für Design verantwortlich. In seinen Ausführungen thematisierte er die Bedeutung und Perspektiven von Design im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kontext. Aufgrund der rasanten ökonomischen Entwicklung mit ihren ökologischen Konsequenzen habe das Produktdesign neue Qualität und Verantwortung erhalten. Der Designer fungiere deshalb immer mehr als „Gestalt-Ingenieur“. Prof. Rams plädierte für die Vision einer menschlichen Produktkultur, einer Produktphilosophie des „weniger, aber besser, zurück zur Einfachheit und dem Wesentlichen“.

Prof. Dr. Dieter Rams, Designer
Insgesamt vermittelte das Symposium der internationalen Experten den Herstellern
von Fernsehglas und Bildröhren die Zuversicht, dass sich Investitionen und
Innovationen in der bewährten Technologie durchaus noch lohnen.

Sie sind hier:
Home › Article_2_94