BOXMARK Leather: Wie Leder und Licht Innovationen ins Flugzeug bringen

Die österreichische Firma BOXMARK Leather setzt auf nachhaltige Innovationen und stellt den sozial-ökologischen Aspekt in den Mittelpunkt ihrer Produkt- und Technologieentwicklungen. Als ein weltweit führender Lederhersteller für die Automobilindustrie baut das Unternehmen seinen Fußabdruck in der Luftfahrtindustrie weiter aus. Geschäftsführer Marjan Trobis beschreibt im Interview, warum Leder in Sachen Nachhaltigkeit großes Potenzial hat, wie BOXMARK Exklusivität in die Aviation-Branche bringt und was sein Unternehmen mit James Bond verbindet.
Marjan Trobis leitet BOXMARK Leather seit 2009 als Geschäftsführer. Der gebürtige Slowene wanderte mit seinen Eltern als Kleinstkind nach Deutschland aus, wo er über 30 Jahre bis nach seinem Studium zum Betriebswirt lebte und arbeitete. Seine berufliche Laufbahn führte ihn u.a. im Auftrag eines Schweizer Konzerns nach Kroatien und Ungarn, bevor er zu BOXMARK Leather wechselte und neben der Übernahme der Unternehmensleitung auch den Ausbau des Entwicklungsstandorts in Slowenien begleitet hat. Inzwischen wieder in Slowenien beheimatet, ist er seit 2016 ebenfalls Präsident des Arbeitgeberverbands Sloweniens.
Marjan Trobis beugt sich über Ledersitze eines Autos
Marjan Trobis, Geschäftsführer von BOXMARK Leather

Bitte stellen Sie BOXMARK Leather vor!

BOXMARK ist ein mittelständisches, österreichisches Unternehmen aus der Steiermark, das als Familienbetrieb entstanden ist und auf einer Tradition von knapp 250 Jahren basiert. Im 19. Jahrhundert waren wir der Leder-Hoflieferant der K-und-K-Regierung (Österreichisch-ungarische Monarchie, Anm. d. Red.). Seit der Jahrtausendwende wurden wir als Unternehmen mehr und mehr in Richtung Automobilindustrie gefordert.

Heute sind wir einer der drei führenden Lederhersteller weltweit, der die Premiummarken der Automobilindustrie versorgt. Wir sind Stammlieferant u.a. von Audi, Bentley, BMW, Mercedes und Porsche und haben von dort aus unsere Marke im 20. Jahrhundert weiter ausgebaut. So hat BOXMARK einen großen Stellenwert in der Branche bekommen.

Wir haben 2010 ein Forschungs- und Entwicklungszentrum in Slowenien gegründet, um nicht nur in der Fertigung, sondern auch in der Entwicklung der Ansprechpartner für die neuen Herausforderungen zu sein. Das ist uns gut gelungen, denn die Ausstattungsmaterialien zahlreicher aktueller Automodelle wurden in unserem Zentrum kreiert. So gelten wir von der Konzeptidee über den Prototypenbau bis hin zur Serienfertigung mit eigenen Materialien als starker Player am Markt. In den letzten Jahren konnten wir unser Know-how von Automotive in die Sparten Privatindustrie, Eisenbahn, Schifffahrt und Luftfahrt ausweiten.

Gerade im Bereich Aviation sind wir in unserem Werk in Slowenien zuletzt überdurchschnittlich stark gewachsen. Auch in der Corona-Pandemie haben wir gesundes Wachstum erfahren, da wir einen Fokus auf die Entwicklung neuer Materialien in Kombination und Komposition gelegt haben.

 

Welche Impulse haben Sie der Luftfahrt gegeben?

In der Vergangenheit wurde der Luftfahrt-Bereich in Bezug auf Design, Sitzgestaltung und Passagierkomfort stiefmütterlich behandelt, vor allem im Vergleich zur Automobilbranche. Viele von uns wissen, dass es einen Unterschied macht, ob man in einem Sportwagen auf einem komfortablen Autositz oder in der Business oder Economy Class auf einem härteren Sitz Platz nimmt. Deshalb haben wir uns zum Ziel gesetzt, unsere Materialbibliothek und Erfahrung auch der Luftfahrt anzubieten. Die Branche konnte somit die Entwicklungsphase überspringen und von unserem Wissen direkt profitieren. Gemeinsam mit unserem Projektpartner Vanema haben wir mit neuen Schäumen eine Leichtigkeit und Bequemlichkeit für den Flugzeugsitz erreicht. Dafür wurden wir 2017 mit dem Crystal Cabin Award ausgezeichnet.

 

An welchen Innovationen für Aviation arbeiten Sie derzeit?

Beim Thema Lichteffekte, vor allem auf Langstreckenflügen, besteht noch viel Potenzial. „Innovation Lighting“ trägt dazu bei, die Stimmung an Bord zu erhellen. Hier sah ich unsere Chance, neue Impulse rund um Lichtlösungen in Kombination mit dem Naturprodukt Leder an Stelle von Kunststoff zu setzen. Ich bin überzeugt, dass wir am Markt gut ankommen werden, weil wir mit unserer Innovation einen deutlich höheren Mehrwert bei geringem Aufschlag bieten. Seit letztem Jahr arbeiten wir auf diesem Gebiet mit SCHOTT zusammen.

Unser erstes Projekt besteht darin, den Sternenhimmel in eine Decken- oder Wandverkleidung aus Leder einzubetten. Nach nur einem Jahr fokussierter Entwicklungsphase werden wir diese Neuheit auf der Aircraft Interiors Expo AIX im Juni 2023 ausstellen. Dazu gehört auch das belederte Opal Reading Light von SCHOTT.
Dies ist eine beispielhafte Zusammenarbeit zweier Firmen, die erfolgreich zusammenkommen, obwohl sie sich von ihrem Schwerpunkt her gar nicht ähnlich sind. Solche Synthesen sind in der Vergangenheit nicht richtig genutzt worden; es besteht hier noch sehr viel Synergiepotenzial für die Zukunft.
Charme trifft Beständigkeit: Kabinen-Interieur für die Flugzeugindustrie muss besonders strapazierfähig und komfortabel sein. Um die sehr hohen internationalen Sicherheitsanforderungen im Luftverkehr zu erfüllen, ist der Einsatz von Flammschutzmitteln für die im Innenraum verwendeten Materialien unverzichtbar. BOXMARK ist einer der wenigen Anbieter von flammhemmend ausgerüstetem Leder.
Eine Reihe von Flugzeugsitzen mit flammhemmend ausgerüstetem Leder
BOXMARK setzt hochwertiges Polsterleder ein.

Sie sind auf Nachhaltigkeit fokussiert. Wie entwickeln Sie dadurch die Luftfahrtbranche weiter?

Das Thema Nachhaltigkeit stellt in der Luftfahrtindustrie, aber auch im Automotive-Bereich, bereits eine Nummer Eins dar. Wir setzen Leder ein, das als Nebenprodukt unseres Fleischkonsums entsteht. Somit sind wir jetzt schon fast klimaneutral, da wir mit einem geringen CO2-Aufschlag für Transportkosten und Weiterverarbeitung ein Naturprodukt einsetzen. Dies gelingt Herstellern von synthetischen Materialien nicht, da sie zur Produktion viel CO2 in Anspruch nehmen. Noch wichtiger ist, dass Naturprodukte nach dem Ende ihres Lebenszyklus keinen Sondermüll darstellen, sondern sich wie Kompost zersetzen. Hier haben wir mit Leder einen großen Vorteil.

Wir wollen bis 2035 klimaneutral werden. Deshalb arbeiten wir schon heute daran, nachhaltige Lederinnovationen zur Serienreife zu führen. So verzichten wir beispielsweise auf den Einsatz von Chrom und setzen pflanzliche Gerbstoffe wie Blätter oder Kräuter von Bäumen und Pflanzen ein, die bei der Ernte anfallen und bisher kompostiert wurden.

Wir haben bereits eine Five-Star-Airline mit unseren nachhaltigen, resistenten Materialien überzeugt. Sie wollen mehr Exklusivität in ihren Business-Class-Bereich bringen und sich durch den Verzicht auf Synthetik-Materialien von der Konkurrenz abheben. Das ist für uns eine Erfolgsgeschichte, die uns zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

 

Zu guter Letzt: in welchen prominenten Einsatzgebieten können wir Ihre Produkte bewundern?

Da gibt es einige spannende Geschichten. Wir haben jüngst das Österreichische Parlament mit von uns belederten Sitzen ausgestattet, ebenso nimmt man in der Mailänder Oper auf Leder von BOXMARK Platz. Papst Johannes Paul II fuhr in seinem Papamobil auf unserem Smart Leather, ebenso Formel Eins Pilot Michael Schumacher in seiner Zeit bei Ferrari. Auch auf der Kinoleinwand begegnet man uns: in mehreren James-Bond-Filmen sitzt der Held im Aston Martin auf BOXMARK Leather.

 

Text: Dr. Haike Frank, SCHOTT
Fotos
: BOXMARK Leather

April 2023

 

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Weitere Informationen zu BOXMARK Leather
Erfahren Sie mehr über die Leselicht-Serie Opal von SCHOTT

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