SCHOTT und Mainzer Stadtwerke testen Glasherstellung mit klimafreundlichem Wasserstoff

Montag, 2. Mai 2022, Mainz, Deutschland

  • 714.000 Euro für CO2-arme Glasproduktion
  • Land Rheinland-Pfalz übergibt Förderung
  • Das Projekt ist Pionierarbeit für die Glasindustrie
Der Spezialglaskonzern SCHOTT hat das Ziel bis 2030 klimaneutral zu werden. Dabei spielt der Technologiewandel eine zentrale Rolle. Jetzt startet der Konzern zusammen mit der Mainzer Stadtwerke AG ein Pilotprojekt, um erstmalig den großtechnischen Einsatz von Wasserstoff in der Glasproduktion zu testen. Die Kosten für die Projektpartner betragen mehr als 714.000 Euro. Die rheinland-pfälzische Umweltministerin Katrin Eder überreichte Förderbescheide in Höhe von rund 338.000 Euro für die Entwicklung eines klimafreundlichen Glasschmelzprozesses.
Einsatz von Wasserstoff in industriellen Verbrennungsprozessen von EU gefördert"
Das Projekt „H2-Industrie – Einsatz von Wasserstoff in industriellen Verbrennungsprozessen“ wird von der Europäischen Union aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung gefördert.

Als Spezialglashersteller gehört SCHOTT einer energieintensiven Branche an. Der größte Anteil des Energiebedarfs und der CO2-Emissionen entsteht beim Schmelzprozess. Um Spezialgläser für Impfstofffläschchen, Handyschutzglas oder Mikrochips herzustellen, braucht es Temperaturen von bis zu 1.700 Grad Celsius. Bisher werden die Schmelzwannen vor allem mit dem fossilen Energieträger Erdgas sowie teilweise auch mit Strom beheizt.

Um klimafreundliche Glasschmelzprozesse voranzutreiben, hat SCHOTT mehrere Forschungsprojekte mit Fokus auf Elektrifizierung auf der Basis von Grünstrom und Wasserstoff gestartet. Nun wird der Konzern erstmalig die Beimischung von Wasserstoff in großtechnischen Schmelzversuchen an einer Wanne am Standort Mainz testen.

Dafür wird sukzessive Erdgas durch Wasserstoff ersetzt. Über einen Monat hinweg werden in drei etwa 10-tägigen Versuchsphasen der Wasserstoffanteil im Erdgas-Wasserstoff-Gemisch schrittweise hochgefahren auf bis zu 35 Volumenprozent. Der großtechnische Test ist absolute Pionierarbeit für die Glasindustrie. Ziel ist es, mit den Experimenten mehr über die Auswirkungen des Einsatzes von Wasserstoff auf Glasschmelzprozesse zu lernen, um so längerfristig CO2-Emissionen weitgehend zu vermeiden.

Die Kosten des Forschungsprojekts belaufen sich insgesamt auf mehr als 714.000 Euro. Das rheinland-pfälzische Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität fördert das Projekt mit rund 338.00 Euro aus Mitteln der Europäischen Union im Rahmen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Projektpartner ist die Mainzer Stadtwerke AG. Für das Versuchsprogramm stellen die Mainzer Stadtwerke SCHOTT eine mobile Beimischstation bereit, in der das Erdgas-Wasserstoff-Gemisch erzeugt wird.

„Unser Ziel klimaneutral zu werden, bedeutet, dass wir neue Wege in der Glasproduktion gehen müssen“, erklärte Dr. Jens Schulte, Mitglied des SCHOTT Vorstandes und verantwortlich für das Strategieprogramm „Zero Carbon“. „Die technologische Transformation der Glasschmelze ist ein hochkomplexer Prozess und mit technischen Hürden und hohen Entwicklungs- und Investitionskosten verbunden. Solche Innovationen können nur dank der Unterstützung staatlicher Forschungsförderung und mit starken Partnern gelingen.“

„Um das von der Landesregierung gesetzte Ziel einer weitgehenden Treibhausgasneutralität bis 2035 zu erreichen, sind Reduktionen insbesondere in den energieintensiven Industriebranchen notwendig“, erklärte Katrin Eder, Ministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität des Landes Rheinland-Pfalz. “Wir unterstützen gerne mit Fördermitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) Forschungs- und Entwicklungsvorhaben, um durch die Verwendung von grünem Wasserstoff zu raschen Verbesserungen zu kommen. Das wird in der Industrie, aber auch bei energetischer Nutzung rasch zur Dekarbonisierung und Versorgungssicherheit beitragen.“

„Wir betreiben seit 2015 mit dem Energiepark Mainz eine weltweit beachtete innovative Elektrolyseanlage“, sagte Dr. Tobias Brosze, Technischer Vorstand und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Mainzer Stadtwerke. „Ein Teil des Wasserstoffs aus dem Energiepark wird von unserem Partner Linde bereits für industrielle Prozesse bei verschiedenen Kunden bereitgestellt. Der Einsatz von Wasserstoff in bisher Erdgas-befeuerten Anwendungen muss aber im Einzelfall erprobt werden, um die Prozessführung „H2-ready“ zu machen. Diese Tests begleiten die Mainzer Stadtwerke als innovativer Gasversorger bei unserem wichtigen Kunden SCHOTT mit großer Begeisterung und helfen somit die Nutzung von klimafreundlichem Gas in der Region voranzubringen.“

Das Wasserstoffvorhaben stellt bereits das zweite große industrielle Pilotprojekt in der Rhein-Main Region dar. Die Mainzer Stadtwerke hatten im Herbst 2021 mit dem Hygiene- und Gesundheitsunternehmen Essity ein Pilotprojekt in Mainz-Kostheim gestartet, um eine Papiermaschine mit grünem Wasserstoff CO2-frei zu betreiben. Beim Land Hessen wurden dafür ebenfalls erfolgreich Zuschüsse im Rahmen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) beantragt.

SCHOTT hatte 2020 verkündet bis 2030 klimaneutral werden zu wollen. Kein anderes Unternehmen der Spezialglasindustrie hat sich bisher ein solch ambitioniertes Ziel gesetzt. Der Aktionsplan zu einer klimaneutralen Produktion umfasst bei SCHOTT vier Handlungsfelder: Neben der zentralen Rolle des Technologiewandels zählen die Verbesserung der Energieeffizienz, der Umstieg auf 100 Prozent Grünstrom und die Kompensation verbleibender Restemissionen dazu.

 

Links:

Erfahren Sie mehr über die Umweltverantwortung bei SCHOTT

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SCHOTT erforscht wie Spezialglas mithilfe von Grünstrom oder Wasserstoff geschmolzen werden kann. Foto: SCHOTT

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Schmelze Spezialglas / melting special glass

Blick in die Schmelze: Spezialglas wird bei Temperaturen von bis zu 1.700 Grad Celsius geschmolzen Foto: SCHOTT

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Pioneering – responsibly – together

Diese Attribute charakterisieren SCHOTT als Hersteller von High-Tech-Werkstoffen rund um Spezialglas. Gründer Otto Schott gilt als dessen Erfinder und wurde Wegbereiter einer ganzen Industrie. Mit Pioniergeist und Leidenschaft immer neue Märkte und Anwendungen zu erschließen – das treibt die #glasslovers von SCHOTT seit über 130 Jahren an. Präsent in 34 Ländern ist das Unternehmen kompetenter Partner für Hightech-Branchen: Gesundheit, Hausgeräte & Wohnen, Consumer Electronics, Halbleiter & Datacom, Optik, Industrie & Energie, Automotive, Astronomie, Luft- & Raumfahrt. Im Geschäftsjahr 2021 erzielten die 17.300 Mitarbeitenden einen Umsatz von 2,5 Milliarden Euro. Die SCHOTT AG gehört der Carl-Zeiss-Stiftung, einer der ältesten Stiftungen in Deutschland. Mit der Dividende des Konzerns fördert sie die Wissenschaft. Als Stiftungsunternehmen hat SCHOTT die Verantwortung für Mitarbeiter, Gesellschaft und Umwelt tief in seiner DNA verankert. Ziel ist es, bis 2030 ein klimaneutrales Unternehmen zu werden.

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Jonas Spitra

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